Gesellschaft CJZ Schleswig-Holstein e.V.
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Schleswig-Holstein e.V.
Projensdorfer Str. 190a
24106 Kiel
Fon 04 31 / 33 60 37
Fax 04 31 / 38 98 72 5
E-Mail info@gcjz-sh.de
Homepage www.gcjz-sh.de
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Vortrag von David Hellbrück & Diskussion
im Anschluss an die Filmaufführung von "Shoah"
hansa48 - 20:00 bis 23:00 Uhr
Hansastraße 48, Kiel
Für Claude Lanzmann, der am Versuch über die Shoah zu schreiben nicht zufällig scheiterte, ist das Vergangene längst nicht vergangen, was ihn in die Nähe Walter Benjamins wie auch Jean Amérys rücken lässt. Aus diesen Gründen kann auch eine Distanz, die für den Dokumentarfilm maßgeblich ist, sich hier nicht einstellen, lässt der Gegenstand keine Unparteilichkeit zu. Lanzmann verzichtet daher notwendig – um nur einen Aspekt zu nennen – auf Archivmaterial genau dort, wo sie im üblichen Genre der Filmdokumentationen gebräuchlich wären. Das verstört zunächst, doch Lanzmanns Filmkunstwerk, das den kulturindustriellen Produktionen grundsätzlich verschieden ist, verzichtet auf Schauspieler, professionelle Sprecher, lässt dagegen jene erzählen, die ihren Henkern auf je besondere Weise entkommen sind sowie die Henker über ihre Taten berichten. Nicht nur Gestik und Mimik der Protagonisten werden durch bewegte Bilder ins Zentrum gerückt, zugleich wird damit auch der Zusammenhang eröffnet, dass die Erfahrung der Shoah von dem Einzelnen und seinem Leib nicht loszulösen ist. Nur wer Lanzmanns gesamte Filmkunst als Einheit betrachtet, versteht, dass es bei Shoah um weit mehr als die Frage nach der Darstellbarkeit der Vernichtung ging, diese Frage stellt sich hier überhaupt nur im Zusammenhang mit der Notwendigkeit Israels und des Zionismus. Wer hingegen Lanzmann auf seinen Film Shoah reduziert, ihn als denjenigen ausweist, der ‚den Opfern ein Monument‘ geschaffen habe, verkennt, dass es Lanzmann an keiner Stelle darum zu tun ist, die Juden als bloße Opfer darzustellen, sondern vielmehr darum, die Ohnmachtserfahrung ins Zentrum zu rücken. Nicht ohne Grund ist Pourquoi Israël Lanzmanns erster Film.
Ausgehend von dem 540minütigen Film Shoah, an dem Lanzmann 11 Jahre lang arbeitete und dessen dort nicht verwendetes Filmmaterial in zahlreichen weiteren Filmen Verwendung fand, wird an diesem Abend auch zwingend über die anderen Filmkunstwerke Claude Lanzmanns zu sprechen sein.
David Hellbrück ist Redakteur der Zeitschrift Pólemos und der Sans phrase - Zeitschrift für Ideologiekritik, lebt als Verleger und freier Autor in Wien und veröffentlichte kürzlich einen Essay über Franz Kafkas Prozess und die dort zur Sprache gebrachte Kritik des Antisemitismus.
Gastgeber: Arbeitskreis Ideologiekritik Kiel in Kooperation mit der Regionalgruppe Aktion Sühnezeichen Friedensdienste Schleswig-Holstein
https://www.facebook.com/events/1875759359201584/